Von Zügen und Bahnhöfen

Von Zügen und Bahnhöfen

Von Ulaanbaatar nach Irkutsk  2012

Die Zugtickets sollten wir in Ulaanbaatar abgeholen. Nach anfänglichen Suchen, das Büro war umgezogen, wurden wir freundlich empfangen und die Fahrkarten prompt ausgehändigt. Am späten Nachmittag ging die Reise los. Über die Fahrt nach Sükhbataar, dem Grenzbahnhof, gibt es nichts Ergiebiges zu berichten. Wir fuhren in die Nacht und hatten Glück mit unseren Reisegefährten Michi und Sandra. Abends löffelten die beiden einen Pott Instantnudelsuppe leer, – heißes Wasser gab es im Waggon aus dem Samowar. Ein für uns noch unbekannter Genuß, den wir uns für die nächste Zugstrecke auch besorgen wollten. Unsere Waggonchefin war etwas streng. Waggontüren durften an den Haltestellen nur von ihr geöffnet werden. Unser Abteil war sauber und wir schliefen gut. Als wir wach wurden, waren wir an der Grenze und es begann wieder eine Wartezeit.

An unserem Waggon war vorne und hinten nichts mehr dran, Abstellgleis…

Irgendwann hatte sich unser vereinsamter Zugwaggon aus dem mongolischen Grenzbahnhof in Richtung Rußland wieder auf den Weg gemacht. Die mongolischen Zollformalitäten lagen hinter uns und ebenso Stunden … ungezählt. Nicht lange, dann wieder ein Halt, der russische Grenzbahnhof war erreicht. Wieder Stillstand, Stunden, ungezählt… Zollkontrolle im Abteil: ein freundlicher Schnüffelhund in Begleitung von drei Beamten begutachtete unser Abteil, während wir vier im Gang die Prozedur verfolgten. Die Pässe waren eingezogen worden, auch die Fahrkarten waren bei unserer Waggonchefin unter Verschluß. Sie war nicht nur streng, sondern auch wortkarg. Sandra wollte die Ankunftszeit des Zuges in Sljudjanka erfragen und erhielt als Antwort, “das habe ich ihnen schon gesagt, wo waren sie denn!” Basta! Wir warteten und tranken Tee. Irgendwann erhielten wir die Pässe zurück, auch die Toiletten wurden wieder geöffnet, – oh Wunder, der Zug nahm Fahrt auf. Wir machten uns über die Reste unseres Proviants her, der Zug hatte keinen Speisewagen.

Die Flußlandschaft der Selenga begleitete uns, ein ungezähmter Flußlauf mit Feuchtgebieten und hin und wieder Ansammlungen von Holzhäuschen, oft in schlechtem Zustand und windschief. In den Gärten waren überwiegend Kartoffel angebaut. Wir machten uns bereit für die zweite Nacht. In Ulan Ude sah ich schlaftrunken auf die Uhr, kurze Zeit später rumorte es in den oberen Betten. Michi und Sandra machten sich zum Aussteigen bereit. Die Strenge brachte die Fahrkarten für die beiden und verkündete, Sljudjanka. Wir wünschten einander alles Gute für die weiteren Abenteuer. Der Zug fuhr nun am Südufer des Baikalsees entlang. Nach cirka 100km erreichten wir Irkutsk bei Nieselregen.

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