Von Zügen und Bahnhöfen

Von Zügen und Bahnhöfen

Auf der Transsib – von Irkutsk nach Chabarovsk mit dem Rossija 2   2012

Frühmorgens um 7h50 bestiegen wir den Zug Rossija 2 in Richtung Ferner Osten. Unsere weiblichen Zugbegleiterinnen waren freundlicher Natur, hielten viel auf Sauberkeit und den Passagieren sollte es so angenehm wie möglich gemacht werden. Gegenüber vom Dienstabteil brummte und summte der große Samowar. Jederzeit gab es daher dampfend-heißes Wasser für Tee, Instantgerichte, Kaffee,auch Süßgkeiten wurden angeboten. Im Gang wurde ein langer Teppich ausgerollt, sollte wohl den darunter liegenden schützen. Die Toiletten waren blitzsauber und rochen nach Desinfektionslösung. Wir belegten unsere Plätze, Albrecht oben und ich im Parterre. Für unser Gepäck war ausreichend Platz, harte Schalenkoffer hätten wahrscheinlich Schwierigkeiten gemacht, da man diese nicht “quetschen” kann.

Die nun schon vertraute Landschaft zog vorüber. Manchmal, ganz in Gedanken versunken, sah ich hinaus. In meinem Kopf fanden sich Bilder aus  Anna Karenina, Doktor Schiwago, die mit den vorbeiziehenden Bildern verschmolzen. Bis Ulan Ude waren wir allein im Abteil, dann kam Rose, – wieder ein Glücksfall. Sie hatte ihre Schwester und deren Familie besucht und war nun auf dem Weg nach Hause, nach Vladivostok. Rose und Albrecht wechselten sich mit dem Blättern im Wörterbuch ab und suchten nach einzelnen Vokabeln. Es entstand ein fröhlicher Austausch. Auf ihren Handy spielte uns Rose ein Volkslied vor, ausdrucksstark von ihrer Schwester, einer Opernsängerin, vorgetragen. Geschichten von Haien vor Vladivostok, fehlenden Enkelkindern und einem Besuch in St. Petersburg erschöpften sich bald. Die beiden lösten Sudokus und ich begann mit meinem Japanroman, Gefährliche Geliebte von Hauki Murakami. Die Melodie der Bahn auf den alten Schienen schläferte mich ein. Diese alte Melodie kann in Deutschland seit 50 Jahren nicht mehr gehört werden. Endlich mit der Transsibirischen Eisenbahn in die Nacht und weiter in den Osten.

Am nächsten Tag gönnten wir uns mittags einen Besuch im Speisewagen. Albrecht bestellte sich Sizilianisches Schnitzel und ich etwas Unaussprechliches. Beides schmeckte gut. Ein Blick durch die offene Küchentüre zeigte den Koch beim Zubereiten der Speisen. Hinter der Küche ist, wie ich gelesen hatte, das Fenster einer Türe offen. So konnte ich meine Nase einmal an die frische Luft halten.

Wälder, Flüsse, Taiga, Bahnhöfe, , – im Gleichklang ratterte der Zug in den Abend und wieder in die Nacht.

Vor Chabarovsk im Hintergrund der Amur

Am nächsten Morgen war die Landschaft weniger bewaldet und flacher, wir befanden uns bereits im Fernen Osten,  Dalnivostok, und gegen Mittag erreichten wir Chabarovsk.  Von mir bekam sie den Namen  die Schöne. Besorgt kam Rose noch auf den Bahnsteig, um uns den Weg zum Übergang in Richtung des Bahnhofgebäudes zu weisen. Überschwenglich war das Abschiednehmen bei uns Frauen.

Do swidanja und nicht Do wstretschi, was Auf Wiedersehen bedeuten würde.

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