
Mein fetziger Gehirnknoten
Endlich wollte ich nun meinen Gehirnknoten auflösen, den ich zur Erinnerung an meine Zweibeiner, und natürlich an Chico, fest «geschnür-rr-t» hatte. Eigentlich war aus meinen Gedankenknoten dieser ganz spezielle Ge-Hirnknoten entstanden. Von ihm, Chico, hatte ich vor langer, sehr langer Zeit, den Namen geklaut. Sicherlich hätte er keine Anklage an mich gerichtet, so waren wir nicht. In den unbeschreiblichen Weiten der fliegenden Gedanken hatte ich mich aufgemacht auf die Suche nach Chicos Geschichte. Ja, ich hatte sie in fetziger Weise gefunden: eine löchrige Geschichte. Schwierig, schwierig ! Hier ist sie:

Hinter einer Glasscheibe saß ich und beobachtete die vorbeigehenden Zweibeiner. Manche sahen interessiert zu mir oder auch zu anderen Wartenden daneben. Ich war neugierig, wollte eigentlich fort und das klappte auch bald. Die neue Umgebung fand ich ganz gut. Anfangs wurde ich begleitet, aber meine Neuen ließen mir viel Freiheiten. Es gab einen Boss und eine Chefin. Sie riefen mich Chico. Ein Freund von mir hieß Basti. Wir begrüßten uns überschwenglich wenn wir einander trafen, tollten herum und verbündeten uns noch mit anderen aus der Gegend. Nach einiger Zeit veränderte sich einiges. Wir waren zu viert, mit mir zu fünft. Es sollte noch einschneidender werden. Der Boss war schon verschwunden. Wir, die restlichen Zweibeiner und ich, folgten in ein unbekanntes Land. Ich wurde für Stunden in einer halbwegs komfortablen Ledertasche, neben einem anderen taschenartigen Ding, am Boden verstaut. In dem Ding lag das Kleine und schlief die meiste Zeit. Über uns saß die Chefin und das Große. Im langen Raum waren noch viele andere Zweibeiner, aber kein anderer Genosse von mir. Vor uns war eine Wand. Das Kleine bekam aus einer Flasche zu trinken, die vorher hinter der Wand warm gemacht wurde. Ich bekam nichts. Ich mußte noch warten. Es brummte die ganze Zeit irgendwie, aber endlich hörte dieses Brummen auf und die Türen öffneten sich. Ich mußte noch in der Tasche bleiben, aber als der Boss auftauchte und mich nach draußen mitnahm, konnte ich mich erleichtern, ein paar Stellen markieren. Das große Haus und der sandige Platz davor erschienen mir irgendwie fremd, keine Wiesen, keine Bäume. Ich machte einige kleine Runden, natürlich mit Bossbegleitung, und wurde bestaunt. Bevor ich wieder in die Tasche mußte, trank ich noch viel Wasser aus einer Pappschüssel. Das Kleine wurde auch noch versorgt. In dem großen Haus gab es so was wie eine Küche. Dort wurde in einem Topf mit heißem Wasser die Flasche erwärmt; so meine Beobachtung. Das Kleine schrie schon. Als es dann wieder in so einem brummenden Raum weiterging, war ich erstaunt über die anderen Zweibeiner. Sie trugen lange weiße Kleider, manche mit einem Gurt und krummem Metall, oder ähnlichem, daran. So sah ich sie später oft.
Nach kurzer Zeit konnte ich wieder nach draußen und einige Stellen markieren. Die Zweibeiner nannten die Sandpiste Hail. Nochmals mit dem brummenden Raum weiter. Dann waren wir endlich angekommen.

Mit Sack und Pack, in ein Fahrzeug verfrachtet, ging’s dann auf Pisten und durch Sandschleier endlich, endlich zu unserem neuem Zuhause.
Frühmorgens, der Boss war schon außer Haus, streunten wir rund um das Camp. Eine Straße gab es nicht nur eine Menge Sand und Steine. Bäume gab es auch keine, doch vor unserem Haus entstand ein kleiner wilder Garten.
Schön war’s und jeder von uns konnte die Tage genießen. Bei Hitze verzogen wir uns in das kühle Haus.
«Hey, was machst, du», gurgelte Gyps hinter mir. Ich war ziemlich erschrocken, «will nur etwas, du weißt schon, über den Chico etwas erfahren von dem ich mir den Namen geklaut hatte.» Gyps zog seinen Hals zusammen und kicherte. «Was willst du wissen und was willst du schon erfahren können nach all den Gezeiten», stellte Gyps fest. «Ich mach’s einfach», raunzte ich zurück. Manchmal disste Gyps einfach nur. Ich hatte schon einiges erfahren und nun grätschte er wieder mit seiner Besserwisserei dazwischen. «Na ja,» gurgelte er wieder,«kannst ja die mentale Karte aufschlagen, hihi, den neuen Kompass benützen und, ich weiß, wir brauchen keine Spindel. Cryptochrom, okidoki, ist vorhanden. Ich werde auch mal deine Suche aufblättern.» Damit machte er sich auf und rief noch, «ich werde die sumerischen Göttinnen suchen, in jener einstigen Gegend. Orkisch und safe, weißt was ich meine? Hey, checkst du?» Ich aber war bereit für die weitere fetzige Gehirnknotenauflösung und, hach, was sollte ich wieder raffen? Gyps mit seinen Verschwörungen, ey, sus, und wichtig wie ein Blechpickel. Screepy.
Schwierig, schwierig wieder einen Pfad zu finden, der mich zu Chicos Bericht führen könnte. Nur einige Bilder auf der Strecke ohne Kommentar. Vielleicht hatte Gyps doch recht mit seiner Vermutung und ich würde nichts finden nach so Xlanger Weile. Shit.
Kind sus – doch ich ging das Risiko ein und fand wieder einen Bericht…
Aufregend und ungewöhnlich waren meine ersten Jahre. Ich kam mit allen gut zurecht, machte keine Spirenzchen und fühlte mich wohl in meiner Familie. Für kurze Zeit war noch ein Mitbewohner auf unserer Terrasse untergebracht. Die Chefin ließ ein großes luftiges Haus in der Campschlosserei für ihn bauen. Vorher war er bei Jungesellen untergebracht, die ihn los haben wollten. Er sah ziemlich rupfig aus.

Irgendwann verließen wir diesen heißen Landstrich und der Mitbewohner kam zu einer anderen Familie, wo es bereits zwei Artgenossen gab. Weiter weiß ich nichts mehr von ihm. Wir zogen weg.






Irgendwann änderte sich alles und ich verlor meine Familie und wußte nicht warum. Später sah ich noch einmal meine Chefin und wir beide weinten. Ich natürlich auf meine Art. Vergeßt mich nicht in euren Träumen, so wie ich euch nie vergessen werde.





Ich war noch in Gedanken versunken, als Gyps einschwebte. «Hey, okidoki Kleiner. Ich hab was für dich über den Vierbeiner mit der kalten Nase gefunden. Du wirst staunen, oder auch nicht.» Gyps hockte über mir auf dem Dach unserer Bleibe. Hier war es nicht besonders, aber doch ganz gut für uns.
«Was hast du gefunden ?, das???», fragte ich, «Chico inmitten von diesem Blechgerümpel !» Ein Erinnerungsbild hatte ich mir anders vorgestellt. Gyps wiegte seinen Kopf hin und her, «was anderes konnte ich nicht ausfindig machen in den Sphären, du weißt schon». Er schien auch nicht damit zufrieden zu sein, ehrgeizig wie er war. «Da gab’s so Riesen- Riesenmengen an Antworten auf meine Fragen, die falsche Antworten waren. Die basteln jetzt auch so rum und da weiß unsereiner oft auch nicht was dabei rauskommt, shitKI.«

Offensichtlich wollte Gyps wieder weiterziehen, – das sei chilliger, meldete er bestimmend. «Wo, – wo sollen wir hin?», fragte ich mißmutig nach. Dieses Vagabundieren nervte oft und ich wollte eigentlich einige Zeit hier verbringen. «Hier gibt’s zu viele Zweibeiner. Nochmals in das Land, wo wir vielleicht auch wieder deine P.Lia treffen könnten, das-«. «Oja, da freu ich mir á Kokosnuss», unterbrach ich ihn und summte mein Lied von der Kokosnuß. Gyps rollte mit seinen Augen, aber blieb stumm, vorerst. Nun freute ich mich auch, freute mich auf ein Wiedersehen mit P.Lia. Take off !!!
