Email aus Südamerika

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Tage in Buenos Aires

Die Fahrt begann um 6h15 in Caleta Olivia und sollte um 10h40 am nächsten Tag in Buenos Aires enden. Unsere Erfahrungen bezüglich guter und ausreichender Verpflegung, sowie Ausstattung mit Decken und Kissen, an Bord bestätigten sich nicht. Keine Decken, keine Kissen, heißes Wasser im Styroporbecher wurde einmal serviert, ansonsten durften wir selbst zapfen. Wir entschieden uns meist für den Teebeuteleinwurf und nicht für das Rührprogramm von Kaffee- und Milchpulver. Zweimal gab es noch eingeschweißte Süßigkeiten, doch wir hielten durch. Unterbrechungen gab es unter anderem in Puerto Madryn, wo einige Passagiere ausstiegen und einige dazukamen. In Trelew gab unser Bus den Geist auf und war nicht wieder flottzukriegen. So warteten wir mit allen anderen auf den Ersatzbus… Albrecht besorgte noch Proviant, zu wenig, wie sich später herausstellte. Die Hoffnung auf Besserung von Service und Ausstattung erfüllte sich nicht. Abends flimmerten noch drei Videos über den Monitor… Mit Kleidungsstücken aus dem Handgepäck versuchten wir uns nachts warm zu halten. Morgens weder Video noch Frühstück, – wie schade! Die Landschaft hatte sich verändert. Saftig-grüne Wiesen, Bäume, – entlang der Straße suchten in sumpfigen Kanälen jede Menge Reiher und Störche ihr Frühstück. Allmählich kamen wir der Hauptstadt Argentiniens näher und erreichten im chaotischen Verkehrsgewühl auch irgendwann den Busbahnhof.

Buenos Aires mit seinen ungefähr 12 Millionen Einwohnern im Großraum ließ uns erst einmal staunen. Wir kamen ja aus der Stille, der Natur…Der Taxifahrer, den wir nach Schwierigkeiten anheuern konnten, war erst einmal ungehalten. 1. Da wir nicht begreifen wollten, daß das Gepäck auf den Beifahrersitz kommt! (Später konnte ich das nachvollziehen, – Diebesbanden klauten bei Autostopps den Inhalt der Kofferräume. 2. …da er unser Hotel nicht kannte und so immer nach dem Quadrat in der Avenida Corrientes fragen mußte. Während der Fahrt durchsuchte ich meine Unterlagen, konnte aber erst auch keine Angaben machen. Doch als ich Florida nannte, eine Querstraße in der Nähe des Hotels, wurde unser Fahrer entspannter und wir auch. Mit dem zeitgerechten Einordnen klappte es und bald darauf standen wir vor unserem Hotel.

Mit zwei Sternen war unser Hotel nicht gerade Luxusklasse, aber mit freundlichen Personal. Mit 14 Etagen, auch ziemlich schmalbrüstig, je Etage nur vier Zimmer und in der ersten Etage ein kleiner Frühstücksraum. Alles genügte unseren Ansprüchen. Ein großer Pluspunkt war die zentrale Lage. Die Reservierung hatten wir bereits in Deutschland Monate zuvor per Mail vereinbart. Leider war der Reiseplan ja bereits in Puerto Deseado durcheinander gekommen. Die notwendige Änderung hatten wir von dort dann telefonisch vorgenommen Wir wollten zwei Tage früher hier ankommen, was dann auch so geschehen ist. Albrechts Anfrage in Spanisch wurde abgeschmettert, erst mein Anruf in Englisch war erfolgreich. Ich war mit dem Manager Jorge verbunden worden, und wir regelten unser Ankunftsproblem. Die 12. Etage erreichten wir in einem käfigartigen Aufzug, der während unseres Aufenthaltes immer klaglos funktionierte. Im Geheimen: wir muffelten ganz schön nach der 34 Stunden Busfahrt. Nach der vermissten Dusche und auch Zähneputzen renovierten wir uns erst einmal entspannt.

Gleich um’s Eck ging’s in die Florida mit Flaneuren, Straßenhändlern, Bettlern, Touristen, Tangotänzern, Geschäftigen und uns. Die Stadt hatte uns aufgenommen. Zunächst wollten wir unseren Ausflug nach Uruguay organisieren. Von Carlos, unserem Vermieter in Puerto Williams, hatten wir Tipps bekommen. Aus einem Katalog hatten wir uns auch Einiges an Infos rausgeschrieben. Der Anbieter hieß BUQUEBUS. Wir machten uns auf den Weg und fanden auch ohne Umwege das Büro. Es war weitläufig und verwinkelt mit 20 Beratungsplätzen. Nach der Anmeldung erschien unser Name auf den großen Monitoren an den Wänden. Kurze Zeit später wurden wir auf Platz 17 verwiesen. Die Aussage unserer freundlichen Beraterin war ernüchternd. Der gewünschte Abreisetag, Samstag 20.11., fiel mit dem Beginn der Ferien in Buenos Aires zusammen. Alle Hotels ausgebucht, sowohl in Colonia als auch in Montevideo. Doch… es gab noch ein ****Hotel ! Albrecht verfiel schon in Schockstarre, die sich ausweitete als der Preis berechnet wurde. Zwei Nächte sollten soviel kosten wie wir für vier Nächte veranschlagt hatten, höchstens ! Ich nutzte Albrechts Schockstarre aus, legte zu den zwei Nächten noch eine dritte dazu und ließ rechnen. Meine Argumente: Abschluß einer, auch anstrengenden Reise, mit Husten, daher Erholung erforderlich. Drei Mahlzeiten täglich inklusive, ebenso die Fahrten mit der Fähre über den Rio de la Plata hin und retour,… Da konnte Albrecht nicht anders, er zückte, nicht gerade freudig, seine Kreditkarte. Der Kassierer war zufrieden und das Arrangement war gebucht. Aufatmen! Travellerschecks, damals noch “Reservegeld”, wechselten wir noch, bevor wir uns ein Lokal suchten. Mitgezogen vom Trubel in der Stadt, bunt und quirlig, fanden wir es in der Micky-Garden-Bar El orginal in der Florida 537 L. 329.   Das ständige Menüangebot mittags nahmen wir gerne des öfteren in Anspruch. Frisch gekocht und preiswert! Wir erkundeten die Stadt. Am Liebsten sah ich am Hügel der Plaza San Martin den Hundesittern zu oder genoß einfach die blühenden Bäume. Am Fuß der Erhebung wird an den Falklandkrieg gedacht, ein Mahnmal mit ewigem Feuer und Wache. Eine wunderbare Stadt hat uns willkommen geheißen.

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