Mehlwürmer & Brennesselspinat

Mehlwürmer & Brennesselspinat

Zugegeben ein seltsamer Titel, aber er mußte sein. Mit Mehlwürmern hat eine Köchin in Europa eher weniger zu tun. Für mich war das allerdings bei jedem Mehlkauf die Normalität. In den Jutesäcken der arabischen Händler, ob in Saudi Arabien oder im Irak, prüfte ich die Intensität des Befalls mit Augenmaß und ließ das Mehl aus dem Meßbecher rieseln. Der empirisch erhobene Erfahrungswert entschied für Kauf oder auch dagegen. In meiner Küche separierte ich die ungewollte Beigabe mit Hilfe eines feinen Siebes. Die fünf Kilo Mehl wurden auch zu je einem Kilogramm abgepackt, da ein illegaler Mehlwurm vielleicht doch noch sein Unwesen treiben könnte. Dem Brotbacken stand in den nächsten Tagen nichts mehr entgegen. Das Paderborner Landbrot (siehe unten) war ganz bekömmlich, aber mein Selbstgebackenes wurde vorgezogen…

Das Brot schmeckte von einem zum anderen Mal besser. Zuerst war nur mit Trockenhefe so etwas wie Brotbacken möglich. Ungefähr 100-200 Gramm des Brotteiges wanderten als sogenannter “Sauerteig” in den Kühlschrank und verbesserten so beim nächsten Mal den Geschmack des Brotes unter Beigabe von weiterer Trockenhefe, Wasser und Salz.

Zum Fleischeinkauf im Souk genügte eine große Plastikschüssel, in die man auch ein Kleinkind hätte hineinsetzen können. Wieder, mit Augenmaß, wählte ich einige, möglichst große Fleischstücke aus, die in der Plastikschüssel nach Hause transportiert wurden. Diesen Einkauf erledigte ich nicht sehr gerne, da Blutpfützen und abgeschlagene Kamelköpfe mein Gehen behinderten. Das Fleisch, ich vermutete es war (das angebotene) Rindfleisch, wusch ich zuerst in Essigwasser. Die weitere Beschäftigung bestand aus Zerlegen, Portionieren, Vorkochen und Einfrieren. Mein Hund Chico saß bei mir und wartete auf seine Anteile. Er vertrieb sich dabei häufig die Zeit damit, die Küchenmäuse wie eine Katze zu erledigen. Er biß sie tot, schüttelte sie mehrfach, um sie dann scheinbar angeeckelt wegzuwerfen.


Aus Kindertagen kannte ich noch den Brennesselspinat. Die Nachkriegszeit veranlaßte die Hausfrauen kreativ zu kochen und auch überlieferte Rezepte wieder zu probieren. Kriegsgefangene berichteten nach ihrer Rückkehr, nur Unkräuter an Zaunrändern hätten ihnen das Leben gerettet. Heute bereite ich wieder Spinat aus Brennesseln zu. Er wird genauso gemacht wie “normaler” Spinat. Einbrenn/Mehlschwitze/Einmach mit Butter, aufgießen mit Milch/Wasser 1:1, die grob gehackten Brennessel dazugeben, Salz, Pfeffer, wenn vorhanden Bärlauch oder Knoblauch. Alles auf kleiner Flamme kochen und dann pürieren.


Holunderblütendolden (ca.10 Stück) in Öl ausbacken ist ein anderes Rezept, das ich aus früher Kindheit kannte. Neuerdings stand dieses Rezept sogar in der Tageszeitung. Ich habe es ausprobiert und es schmeckte mir sogar besser als bei meiner Mutter. Zutaten: 200 g Mehl, 1/4 L Milch , Salz, 2 EL Öl, 2 Eier- davon das Eiweiß trennen und mit dem Mixer steif schlagen, dann in den Teig unterziehen. Die Dolden in den Teig tauchen und in Öl backen. Keine Hexerei ! Dazu irgendein Mus… Beachten: auf Holundersträuchern tummeln sich oft Läuse, daher einen Strauch ohne solche suchen…

Eine andere Geschichte ist eine chinesische … Im Restaurant wurde diese Schlange, noch lebend, präsentiert, deren Galle und Blut anschließend, mit hochprozentigem Alkohol vermischt, kredenzt wurde. Prost !, oder besser Ganbei, was übersetzt soviel heißt wie “trockne dein Glas”… Im Anschluß wurden Schlangenhautsalat und gegrilltes Schlangenfleisch serviert.


Süßes aus Malaysia, Polen und Mexiko




Diese Art von Suppe gab es in Valdivia/ Chile. Für Albrecht ein Genuß, für mich ein Fotomotiv…http://www.weltenquerung.de/email-aus-suedamerika





Auf dem Kuromon Market in Osaka ein exotisches Angebot, für mich, mit vielen Fragezeichen….http://www.weltenquerung.de/zwischen-beijing-und-osaka-2-teil


Markttreiben in Riga


In ehemaligen Hangars befindet sich in Lettlands Hauptstadt Riga der besuchenswerte Markt …http://www.weltenquerung.de/unterwegs-ins-sperrgebiet


Verpflegungsangebote von Unterwegs



Auf den Reisen war ich oftmals froh, überhaupt etwas zwischen die Zähne zu bekommen, manches verweigerte ich allerdings. Daher mußte ich eher selten unter “Unverträglichkeiten” leiden. Am schlimmsten schlug eine Rambutan-Kokosnudelmilch auf dem Weg nach Johor Bharu zu…



Folgendes zum Abschluß, als Warnung, als Aufforderung, als Anleitung ?

Man nehme ein Männerherz, durchbohre es mit einem Blick, reinige es sorgfältig von Überresten früherer Neigungen und spicke es mit Liebenswürdigkeiten oder richte es mit gesalzenen Antworten zurecht. Wenn anzunehmen ist, das es mürbe genug ist, läßt man es, bevor das letzte Wort gesprochen ist, noch ein wenig im eigenen Saft dünsten. Besteht jedoch die Gefahr, das daraus ein vollkommen ungenießbarer Ehemann werden könnte, läßt man es gehörig sieden und ordentlich ablaufen, um es dann gänzlich kalt zu stellen.

Aus einem handgeschriebenen Schulkochbuch um 1965
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